Mythos, Eros, Landschaft durchdringen sich in Kevin Perrymans Gedichten. Daidalos spricht, das griechische Urbild des Künstlers, „zeitlebens auf der Flucht“, auf Asyl im Arm der Geliebten … Kevin Perryman [verteilt] Wörter, Worte auf weißem Papier - sparsam, „mit allem Vorbehalt“, gleichwohl mit unfehlbar sicherer Hand. Immer bleibt sich das Gedicht des Stoffs, aus dem es gemacht ist, bewußt: der Sprache als des flüchtigsten und dauerhaftesten Materials. Das alte Liebeslied ertönt nur noch im Konjunktiv, Orpheus kommt über die erste Silbe des Namens seiner toten Gattin nicht hinaus. Spannungsvoll widerstrebt dem Zug zum Zyklischen die Unvermeidlichkeit des Fragments. … Gedichte, die sich unverkrampft in einer kalt gewordenen Welt behaupten, Male der Erinnerung an den „unverjährten Traum“. Albert von Schirnding
DER BLINDE
Gefragt, was für ein Geräusch
das Wasser mache, sagte der Blinde:
„… den Wind in den Pappeln.
Oder Psalmengeflüster.” Nach einer
Pause: „Den Anfang des Windes …
Wie Regen. Und das Ende
des Alptraums.”
Als Fußnote: „Das Wasser spricht
nicht vom Turm herab.” (Meint er
ein Minarett?) Dann: „Wartenden
können sich Wellen zu einem Teppich
verdichten.”
Wir hingegen lesen kleinlaut
vor uns hin vom Verlegen
von Minen in Obstgärten
und vertragen keine Exegese.
Wir sahen auf sein Gesicht
wie auf Wasser, das noch lange
nicht vorhat, uns loszulassen.
Kevin Perryman