Als Hermann Prey 1998 starb, hatte er noch kurz zuvor mehrfach bewiesen, daß seine Karriere keineswegs beendet war. Die unverminderte stimmliche Frische seiner letzten Auftritte bewies, daß dieser Sänger mit seinen Mitteln immer klug gehaushaltet hatte. Der gebürtige Berliner war seit 1959 der Bayerischen Staatsoper verbunden und hatte seit dieser Zeit seinen Wohnsitz in der Nähe von München. Bereits Anfang der fünfziger Jahre hatte er mit Liederabenden und Opernauftritten sowie dem Gewinn eines Gesangswettbewerbes auf sich aufmerksam gemacht, der ihn erstmals nach USA gebracht hatte. Seit dem Ende der fünfziger Jahre galt er als einer der wichtigsten lyrischen Baritone weit über Deutschland hinaus und feierte große Erfolge mit Liederabendtourneen auch in den USA. Seine Auftritte am Münchner Nationaltheater wie bei den Salzburger und Bayreuther Festspielen festigten sein Renommee. Im vokalen und darstellerischen Zusammenspiel mit seinem Freund Fritz Wunderlich bereicherte Hermann Prey viele Opernabende und Studioaufnahmen von Opern, Duetten und Arien. Zahlreiche Fernsehsendungen vergrößerten seine Popularität weit über die Kreise der Kenner der Vokalkunst hinaus. Seine große Lied-Edition wies ihn als einen der bedeutendsten Liedsänger seiner Epoche aus. Auf der Opernbühne brillierte er vor allem in Partien von Mozart und Richard Strauss, aber auch als Wagners Wolfram und Beckmesser. Die erstmals bei den herbstlichen Musiktagen 2006 in Bad Urach gezeigte Wanderausstellung von Florian Prey und Nicola Borgmann erinnert an diesen bedeutenden Sänger. Jens Malte Fischer