MedienKunst ist ein seltsames Mixtum Compositum. Einerseits verbindet der Begriff nah beieinander Liegendes. Jede künstlerische Praxis benötigt Medien, um für andere sinnlich erfahrbar zu werden. Aber MedienKunst ist in den letzten Jahrzehnten auch als ein besonderes Konzept kultureller und politischer Praxis entwickelt worden. In dieser Perspektive enthält das Mixtum Compositum weit auseinander Liegendes.
Berechnung und Formalisierbarkeit einerseits, Intuition und Einbildungskraft andererseits bilden seine extremen Positionen. Sie als Pole einer von beiden Seiten bespielbaren Skala zu betrachten, ist eine Alternative zum Dualismus als bequemer und fataler Denkweise. Dies zu reflektieren benötigt eine Wissenschaft, die sich der Differenzen zwischen den Polen Kunst und Medien bewußt und die fähig ist, auf der Skala dazwischen souverän zu spielen.
Am Beginn des 21. Jahrhunderts stellt sich sowohl für eine Akademie der Schönen Künste als auch für eine Hochschule, in der die Film- und Fernsehkünste zu Hause sein sollen, weniger die Frage, ob Sie eine Medienwissenschaft benötigen, sondern vielmehr diejenige, welche für ihre weiteren Entwicklungen gut sein könnte. Siegfried Zielinski
Siegfried Zielinski lehrt und forscht an der Universität der Künste Berlin auf dem Lehrstuhl für Medientheorie mit dem Schwerpunkt Archäologie und Variantologie der Medien. In den 1990ern war er Gründungsrektor und Rektor der Kunsthochschule für Medien in Köln.