Die Frage nach der eigenen Identität hat sich kaum eine andere Nation so oft gestellt wie die deutsche. Das Problem »Was ist deutsch?« ist im 19. und 20. Jahrhundert in zahllosen Traktaten erörtert worden. Kein Wunder: dürfte sich doch keine europäische Nation so spät erst ihrer selbst bewußt und gewiß geworden sein. Und wie immer, wenn man sich seiner Sache nicht sicher ist, wird diese Unsicherheit oft kompensiert durch Übertreibung, durch Überbetonung dessen, was einem gerade mangelt. Dieses Problem sucht der Vortrag in einem Diskurs von Schiller über Wagner zu Thomas mann nachzugehen. Dieser hat in den Betrachtungen eines Unpolitischen bekannt: »Der Begriff ›deutsch‹ ist ein Abgrund, bodenlos …«
Dieter Borchmeyer, geb. 1941 in Essen, war bis 2006 Ordinarius für Neuere deutsche Literatur und Theaterwissenschaften an der Universität Heidelberg. Sein Arbeitsfeld sind vor allem deutsche Literatur des 18.-20. Jahrhunderts und das Musiktheater, mit Forschungen zu Goethe, Schiller, Mozart, Nietzsche und Richard Wagner.
Aus früheren Gedichten Paul Celans ragt eines durch seine Schönheit und Rätselhaftigkeit heraus: »Ein Knirschen von eisernen Schuhn ist im Kirschbaum …« Es ist von der Literaturkritik noch nie genauer angesehen worden. Was steckt hinter den betörend vielschichtigen Bildern dieses Gedichts? Wie verhielt ich Celan später zu seinem Frühwerk?
Jörg Drews, geb.1938 in Berlin, ist Literaturwissenschaftler und Publizist. Seine Forschungsschwerpunkte sind Arno Schmidt, Johann Gottfried Seume und James Joyce.