Ernst Barlach (1870-1938) hat die geistigen Strömungen seiner Zeit zu einem ganz eigenen Kosmos geformt. Der Mensch zwischen Himmel und Hölle, zwischen Fleisch und Geist bestimmt den Grundtenor seines religiös verankerten künstlerischen Schaffens. Die existenzielle Not, die Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung des Menschen, seine zaghaften Versuche, sich in diesem »Jammertal« einzurichten, prägen sein bildnerisches und literarisches Schaffen. Ein derart vom Abgründigen menschlicher Existenz bestimmtes Werk paßte nicht in das Weltbild der Nationalsozialisten, die Barlach – der nicht emigriert war, sondern zurückgezogen in Güstrow lebte – zu den »entarteten« Künstlern zählten und einen Teil seines Werks vernichteten.
Der Film von Vera Botterbusch, der 1994 für das Bayerische Fernsehen entstand, folgt dem inneren Entwicklungsgang des »Geistkämpfers« Barlach und den äußeren Stationen seines Schaffens, das sich nach der Erfahrung des 1. Weltkriegs gegen Krieg und Gewalt wendet und in der dunklen Zeit des nationalsozialistischen Terrors wie ein künstlerisches Vermächtnis der Menschlichkeit erscheint.
Vera Botterbusch studierte Romanistik, Germanistik, Regie und Kunst in Bonn, Münster, Grenoble und München. Die Autorin, Regisseurin und Filmemacherin ist bekannt durch ihre Filme zu Literatur, Musik und Kunst, vor allem für das Bayerische Fernsehen, und durch ihre publizistische Tätigkeit für die Süddeutsche Zeitung.