Als käme es darauf an, wo wir einem Dichter begegnen und nicht allein auf das Wie. Wer freilich Eichendorff im schnellsten unserer Reise-Vehikel läse, befände sich im Alibi einer anders gemessenen Zeit. Ein schnelleres Fahrzeug als die Pferdekutsche kommt in der Welt seiner Dichtung nicht vor. Seine Sympathie gehörte den Fußgängern und Taugenichtsen, sein Spott galt der saturierten Trägheit, sein ahnungsvolles Mißtrauen dem soeben erst aufkommenden wissenschaftlich-technologischen Zeitgeist. Er ahnte die große Akzeleration, die mit der In-Dienst-Nahme der Dampfkraft begann, die Beschleunigung der Verkehrsmittel, die Verringerung der Distanzen, die Veränderung des allgemeinen Raum-Empfindens und des Zeit-Habens. Auf einer autobiographisch erzählten Eisenbahnfahrt ist Eichendorff buchstäblich zum »Aussteiger« geworden.
So jugendfrisch wie in den besten Dichtungen dieses widerständigen Konservativen ist nur weniges aus dem Erbe der deutschen Romantik zu uns gelangt. Als er vor hundertfünfzig Jahren im oberschlesischen Neisse starb, galt er bereits als Einer von Gestern. Als Einer von Vorgestern ist er für uns ein großer Poet und weltfrommer Lebensmutmacher geblieben. Peter Horst Neumann