Die Verszeile des Satirikers Thomas Gsella: »Von allen Farbenlehren geht / mir Goethes auf den Weckersten« dürfte vielen aus der Seele sprechen, denn von keinem anderen wissenschaftlichen Buch wird uns noch 200 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung immer wieder zugemutet, es nicht nur respektvoll zu nennen und historisch zu würdigen, sondern sich als unübertroffenen und sozusagen unübertreffbaren Stand gegenwärtigen Wissens anzueignen und sich nach ihm zu richten. Damit ist aber auch schon gesagt, daß es bei der Rezeption von Goethes Farbenlehre nicht so sehr um Wissenschaft, sondern um eine Weltanschauung geht, wie sie gerade bei Künstlern des Bauhauses gepflegt wurde und wie sie weite Teile des Kunstunterrichts bis in die Gegenwart bestimmt. K. Schawelka
Karl Schawelka hat Malerei studiert, ehe er sich (als Folge von ‘68) der Kunstgeschichte zuwandte. Nach Studium in München und Paris und Stationen in München, Erlangen und Kassel lehrt er seit 1993 an der Bauhaus-Universität Weimar. Seine Schwerpunkte sind: Gegenwartskunst, Farbe und Wahrnehmung, Kunst im öffentlichen Raum und neuronale bzw. evlutionäre Ästhetik. 2007 erschien sein Buch Farbe: Warum wir sie sehen, wie wir sie sehen, 2010 das Buch Kunst, die hängen bleibt.