Im Oktober 2008 empfing Peter Handke den zum Thomas-Mann-Preis umbenannten Großen Literaturpreis der Akademie. Im letzten Jahr wurde zwischen der Hansestadt Lübeck und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste vereinbart, in Zukunft einen jährlichen gemeinsamen Thomas-Mann-Preis zu verleihen. Die Feier findet abwechselnd in Lübeck und München statt. Zur ersten Trägerin dieser bedeutenden Auszeichnung hat die jeweils aus drei Vertretern der Akademie und der Stadt Lübeck und dem Vorsitzenden Heinrich Detering bestehende Jury die international angesehene Erzählerin Christa Wolf gewählt. Der Preis wird in diesem Jahr in Lübeck vergeben.
Christa Wolf wurde 1929 im heute polnischen Landsberg an der Warthe geboren. Mit ihrem Mann Gerhard Wolf lebt sie seit Jahrzehnten in Berlin. Das umfangreiche Werk einer der wichtigsten, meistdiskutierten Schriftstellerinnen der Gegenwart wurde in alle Weltsprachen übersetzt. 1980 erhielt sie den Büchner-Preis. Unter geteiltem Himmel (so der Titel ihres ersten 1963 erschienenen Romans) hat sie mit ihren Büchern (erinnert sei an ihre berühmteste Erzählung Kassandra von 1983) in Ostdeutschland, wo sie bis zum Ende der DDR blieb, und ebenso in Westdeutschland nicht nur die Köpfe, sondern auch die Herzen einer überwältigend großen Leserschaft erreicht. Mit ihrem jüngsten Roman Stadt der Engel (2010) legt die Autorin eine schonungslos aufrichtige Selbstbefragung vor, in deren Spiegel das Muster der zerrissenen Epoche erscheint. Albert von Schirnding