Energiegewinnung verändert Landschaft. Im Vergleich zu fossilen Energien, durch die massiv in Grundstrukturen der Landschaft eingegriffen wird, bringt die Energiegewinnung aus Wind, Sonne und Biomasse keine grundlegend neuen Landschaften hervor, verändert aber ihr Erscheinungsbild. Während erneuerbare Energie aus ökonomischer oder »abstrakter« Perspektive überwiegend als gelingendes Natur-Kultur-Verhältnis angesehen wird, gilt sie aus ästhetischer oder »landschaftlicher« Perspektive oft als belastend. Wer Kritik als Not In My Back Yard-Phänomen abtut, übersieht, daß in Städten und Regionen eine bürgerliche Öffentlichkeit die Sinnfrage von Infrastrukturmaßnahmen nicht mehr allein funktional, sondern ganzheitlich und damit ästhetisch diskutiert. Es kommt darauf an, das abstrakte ökonomische Gelingen der Energiewende ästhetisch durch ein konkretes »landschaftliches« Gelingen zu vollenden.
Sören Schöbel (*1967), Dipl.-Ing., Dr. Ing. (TU Berlin), ist seit 2005 Professor für Landschaftsarchitektur regionaler Freiräume an der TU München.