1989 konnte Horst Bienek seinen letzten Film Die verrinnende Zeit über die existentielle Situation des zum Tode Verurteilten drehen. Protagonist ist der im Januar 1945 in Plötzensee hingerichtete Helmuth James Graf von Moltke aus dem Kreisauer Kreis. Bienek filmt jedoch aus der Perspektive der eigenen Erfahrung des Todesurteils (s. Wolfgang Frühwald), ein erstes Mal als Verfolgter und ein zweites Mal durch die tödliche Krankheit, die ihn sichtbar schon gezeichnet hat.
Ezra Pound 80 war Bieneks erster Film. Hier beobachtet er den großen Dichter am Ende eines dramatischen Lebens. Asta Scheib und Ota Filip kannten Horst Bienek in München, dem Ort der zweiten Hälfte seines Lebens. Ota Filip, 1930 in Ostrau/Ostrava (CSR) als Sohn einer tschechisch-polnischen Familie geboren, hatte wie Bienek politische Verfolgung erlebt. Er kam 1974 aus Prag nach München ins Exil. Seine Beziehung zu Bienek, der sich mit Vehemenz für Schriftsteller im Exil einsetzte, war von der gemeinsamen Erfahrung und Herkunft aus dem östlichen Europa und Schlesien geprägt. Horst Bieneks Blick richtete sich nach Osten auf der Suche nach Versöhnung, was in Polen gewürdigt wurde. Sein Werk ist fast vollständig ins Polnische übersetzt. Die polnischen Leser kennen und lieben ihn. Gleichfalls sind viele der Aufsätze und Bücher Ota Filips für die deutsch-tschechische Versöhnung geschrieben.
Asta Scheib, in Bergneustadt/Rheinland geboren, wurde bekannt durch ihre Interviews für die Süddeutsche Zeitung, unter anderem mit Thomas Bernhard, Martin Walser, Brigitte Kronauer, Wolfgang Koeppen und Rainer Werner Fassbinder.
Mit den beiden letztgenannten war Bienek befreundet. Fassbinder verfilmte Asta Scheibs Kurzgeschichte Angst vor der Angst für den WDR. Von hier aus begann ihr Weg zur vielgelesenen Romanschriftstellerin.
Förderer von Horst Bienek – Schreiben und Filmen: Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst aus Mitteln der Bayerischen Staatskanzlei, Kulturreferat der Landeshauptstadt München.
Dank an das Horst-Bienek-Archiv der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek Hannover und an das Bundesfilmarchiv Berlin.