Der Vortrag beleuchtet das Schicksal von Dichtern und Künstlern, die freiwillig oder gezwungen ins Feuer kamen. Im Fokus steht die Westfront von Arras bis Metz. Vorgestellt werden schriftliche und bildnerische Zeugnisse, die das Leben, Kämpfen und Sterben in einem Krieg modernster Technik vermitteln. Das anonyme Sterben im Granatenfeuer war die grausame Realität eines völlig neuartigen Krieges, der die Initial-Katastrophe des letzten Jahrhunderts bildete und besonders die Kulturnationen Frankreich und Deutschland – die europäisch denkende Geister wie Romain Rolland und Heinrich Mann vereint wissen wollten – in mörderischer Weise entzweite. Schubert spricht Künstler wie Otto Dix und Franz Marc an, Max Beckmann und Willy Jaeckel; er läßt den Schriftsteller Henri Barbusse (dessen Le Feu von 1916 in Deutschland zu gering beachtet wird) und die deutschen Autoren Gustav Sack, Fritz von Unruh und Ernst Toller zu Wort kommen. Seine Methode gleicht einem Kaleidoskop von Zeugnissen der Zeugen des Krieges, die getötet wurden wie Marc und Weisgerber; die Überlebenden lieferten bildnerische Darstellungen wie Otto Dix, Texte wie Fritz von Unruh (Opfergang, vor 1919 vom Militär verboten) und Erinnerungen wie Carl Zuckmayer, der bei der Artillerie kämpfte.
Dietrich Schubert ist Professor für Kunstwissenschaft an der Universität Heidelberg. Er publizierte u. a. zur Niederländischen Malerei des 16. Jahrhunderts, zur Wirkung Nietzsches und über die Expressionisten Lehmbruck und Beckmann, über die Realisten Dix und Hrdlicka. 2013 erschien sein Buch Künstler im Trommelfeuer des Krieges 1914–18.