Zwei Dokumentarfilme von Michael Verhoeven
Der unbekannte Soldat, D 2006, 100 Min.
Menschliches Versagen, D 2008, 90 Min.
Michael Verhoeven nimmt die Ausstellung über die deutsche Wehrmacht, den Vernichtungskrieg im Osten (1941–1944) und die heftigen Reaktionen darauf als Ausgangspunkt für seinen aufwühlenden Dokumentarfilm Der unbekannte Soldat. Er verfolgt die Spuren der Wehrmacht bis in die Ukraine und nach Weißrussland. Anhand von Interviews mit Augenzeugen und Historikern in Deutschland, den USA und an den Orten des Geschehens, untersucht Verhoeven den wohl schrecklichsten Teil der Geschichte der deutschen Wehrmacht.
Menschliches Versagen dokumentiert die Spuren eines Verbrechens, das man beschönigend »Arisierung« nennt, in Wahrheit aber einer der größten Raubzüge des 20. Jahrhunderts war, begangen an einem Teil der deutschen Bevölkerung. Nicht die Gestapo drang in die jüdischen Wohnungen ein, um den gesamten Besitz zu beschlagnahmen, vom Bankkonto bis zur Unterwäsche – es waren deutsche Finanzbeamte. Großes ging an die Finanzbehörden, Kleines über sogenannte Versteigerungen aus nicht-arischem Besitz an die lieben Nachbarn. Die Akten darüber gingen verloren oder wurden vernichtet. Was davon übrig blieb, wurde verborgen. Eine Spurensuche.
Michael Verhoeven, Akademiemitglied seit 2009, erzählt in seinen Filmen eindringliche Geschichten über zwischenmenschliche Beziehungen und soziale und gesellschaftliche Mißstände. 1970 führte Verhoevens Film »o.k.«, der den Vietnamkrieg nach Bayern verlegt, zum Abbruch der Berlinale. Aus der Krise entstand das Internationale Forum des Jungen Films.