„Ich sehe die Bilder an meinen Wänden, ich sehe mich.“
Tankred Dorst
Tankred Dorst zeigt 40 Bilder, die nach 90 Jahren Leben an seinen privaten Wänden hängen. Dadurch sind sie von Bedeutung – als Komposition, als Zeit +zeugen, als Erinnerungen, als Habseligkeiten, als Kunstwerke. Zu jedem der Bilder hat Tankred Dorst einen Text verfaßt: Eine Ausstellung in Wort und Bild. Eines der Bilder zeigt eine Skizze zu Mosch, Dorsts erstem, sehr autobiographischen Film, mit dem die Akademie ihre beiden Abende für Tankred Dorst beginnt.
„Womit sollte ich mich als entlassener Kriegsgefangener ohne Schulabschluss in der Zeit des Wirtschaftswunders identifizieren? Ich versuchte für eine kurze Zeit die Firma weiterzuführen. Aber da war Herr Mosch, der alte Buchhalter meines Großvaters! – Ich bin jetzt der Geschäftsführer, Herr Mosch, rief ich etwas zu forsch. – „Das sagen Sie so, junger Mann!“ Er hob kopfschüttelnd den Papierschnipsel vom Boden auf, den ich fallen gelassen hatte. Nach dem Tod seiner Frau hatte Mosch sein Bett ins Chefbüro gestellt und hauste dort. An der Wand war noch, ganz von Staub bedeckt, das Hitlerbild hängengeblieben. Die alte schwere Bleistiftspitzmaschine stand noch auf dem Schreibtisch. Ich wurde als Kind gescholten, weil ich 20 neue Bleistifte zu Stummeln heruntergespitzt hatte. Verschwendung!“ T. D.
Im Anschluß an den Film sprechen Weggefährten und Schüler mit Tankred Dorst.