Die Bauten der Nachkriegsmoderne verschwinden peu à peu aus dem Stadtbild Münchens. Diese Architektur hat keine Lobby, sie wird als grau, spröde, ärmlich und baulich minderwertig wahrgenommen, oft nicht einmal ernsthaft saniert, sondern bedenkenlos zerstört. Wir sollten nicht abwarten und zusehen bis alles abgerissen ist, sondern eine ernsthafte Diskussion um die Wertschätzung dieser unterschätzten Architektur führen. Die Architektur der Nachkriegszeit ist durch ihre Leichtigkeit und Transparenz ein Abbild der jungen BRD, ist der gebaute Aufbruch in eine neue Zeit, im Kontrast zur Schwere und Monumentalität der Nazi-Bauten. Wir plädieren dafür, diese Architektur ernst zu nehmen, die ihr innewohnenden Werte und Ressourcen zu entdecken und für die Zukunft zu bewahren. Es geht uns nicht um »Denkmalpflege für alles« sondern um Möglichkeiten einer zukunftsfähigen Weiterentwicklung des Vorhandenen.
Muck Petzet (*1964 in München) ist freier Architekt in München und Berlin, und Professor für »sustainable design« an der USI in Mendrisio. Er war 2012 als Generalkommissar verantwortlich für den Deutschen Beitrag auf der Architekturbiennale in Venedig: Reduce/Reuse/Recycle.
Mathieu Wellner (*1972 in Paris) ist diplomierter Architekt, Kurator und Architekturtheoretiker. In München hat er u. a. für das Haus der Kunst und die TU München gearbeitet. Er ist Co-Direktor der Wiederhall Foundation und einer der Initiatoren der »Q+A Panels«.