Es sind vor allem Körperstereotypen, die bis heute das Bild vom Juden prägen. Nicht nur im19. und frühen 20. Jahrhundert dominierte die Ansicht, daß sich der Jude körperlich und geistig von seiner Umwelt unterschied. Bestimmte, meist negativ besetzte körperliche Eigenschaften und Charakterzüge, die man den Juden nachsagte, haben als anti-jüdische Stereotypen eine lange Tradition. Zu diesen Zuschreibungen gehören z. B. der angebliche Gestank,vermeintliche physiognomische Besonderheiten (dunkle Hautfarbe, Hakennase) sowie angeblich charakterlich bedingte Verhaltensweisen wie Triebhaftigkeit und Betrug. Der Vortrag nähert sich diesem heiklen Thema aus doppeltem Blickwinkel: der Perspektive der Betroffenen und der nicht-jüdischen Mehrheitsgesellschaft. R. J.
Robert Jütte, geboren 1954 in Westfalen, studierte Geschichte, Germanistik und Politikwissenschaften in Marburg, London, Münster und Bielefeld. Von 1983 bis 1989 Professor für Neuere Geschichte an der Universität Haifa, Israel. Seit 1990 Leiter des Instituts für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung und Honorarprofessor an der Universität Stuttgart. Neben zahlreichen Aufsätzen und Monographien zur Sozial- und Medizingeschichte veröffentlichte er auch mehrere Bücher zur jüdischen Geschichte, zuletzt erschien »Leib und Leben im Judentum« (2016).