Am 21. Dezember dieses Jahres wäre Heinrich Böll hundert geworden. Der Nobelpreisträger, einst die wichtigste Stimme der deutschen Nachkriegsliteratur, hat sich mit seinen Romanen und Erzählungen wie kein anderer in die Entwicklung der deutschen Republik eingemischt und seine Werke als Spiegelungen der Gesellschaft und ihrer Defizite verstanden. Gleichwohl hatte er kein Zielpublikum: »Ich schreibe für jeden, der lesen kann« – und sehr viele lasen ihn; sein bekanntestes Werk Die verlorene Ehre der Katharina Blum wurde in Deutschland über sechs Millionen mal verkauft.
Bölls kritische Haltung zur katholischen Kirche hat ihm nicht nur Freunde eingetragen, und mit seiner konsequent pazifistischen Haltung wurde er zum Haßobjekt konservativer Kreise, vor allem der Springer-Presse, die ihn massiv verleumdet hat. Was sagt uns sein Werk heute noch? Stimmt die Vermutung von Marcel Reich-Ranicki: »Der Abstand zu seinen Büchern und zu ihm wird unaufhaltsam immer größer« (2010)?
Wir versuchen, den Abstand zu verringern. Der Filmemacher Volker Schlöndorff (u. a. Die verlorene Ehre der Katharina Blum,1975), Bölls Weggefährte, der Künstler Klaus Staeck (Böll: Du fährst zu oft nach Heidelberg,1979) und der Schriftsteller
Gert Heidenreich
werden an ihn erinnern; der Germanist und Publizist
Sven Hanuschek
wird Bölls politisches Engagement beleuchten.