Auch die deutsche Philosophie erlebte den Zweiten Weltkrieg als dramatischen Einschnitt. Und auch sie fand in ihrer institutionalisierten Form rasch in eine Normalität zurück, die die Reflexion auf ihre Rolle im Dritten Reich zu erübrigen schien. Es blieb zumeist Exilanten und Remigranten überlassen, an das historische Geschehen zu erinnern, dem sich doch gerade die Philosophie zu stellen hätte. Aber zu einer Infragestellung oder gar Revision des einstmals Gedachten und Geschriebenen kam es nicht. Wenn überhaupt, dann finden sich in privaten Korrespondenzen Eingeständnisse. Der Vortrag wird die Karrieren mehrerer deutscher Philosophen – darunter die Hans-Georg Gadamers und Joachim Ritters – genauer beleuchten. Ziel ist es, die spezifische Geschichtsvergessenheit nahezu der gesamten deutschen Philosophie bis etwa 1968 genauer zu fassen, um daraus allgemeinere Fragen für eine künftige Ideengeschichte der Bundesrepublik formulieren zu können. T. M.
Thomas Meyer arbeitet z. Zt. am Maimonides Centre for Advanced Studies, Hamburg. Zahlreiche Veröffentlichungen über die Philosophie des 19. und 20. Jahrhunderts und die jüdische Geistesgeschichte.