»Und ich stürze mich aus dem Himmel der Poesie in den Kommunismus«, frohlockte Wladimir Majakowski in fester Überzeugung, die Kunst mit dem Leben zu verschmelzen. Wir nehmen den 100. Jahrestag der Februar- und der Oktoberrevolution zum Anlaß, um an ein Utopia auf Zeit zu erinnern, an eine stürmische Aufbruchsstimmung, die erst die Kunst in Russland erfasste, bevor sie die ganze Gesellschaft mitriss. Hohe Verluste im Ersten Weltkrieg, Modernisierungsdefizite und Mangelversorgung führten im Februar 1917 zu Massendemonstrationen, Streiks und Aufständen und schließlich zum Sturz Zar Nikolaus II. Das Ende der 300jährigen Zarenherrschaft war besiegelt. Die Macht übernahm eine provisorische, liberale Regierung, die durch den Staatsstreich der Bolschewiki im Oktober 1917 gestürzt wurde. Russland glitt in eine Diktatur des Proletariats. Die beiden russischen Revolutionen von 1917 haben das 20. Jahrhundert wesentlich geprägt. Sie setzten ungemeine gesellschaftliche Kräfte frei und beflügelten Kunst und Literatur.
Wie beschreiben Schriftsteller die Revolutionen? Was war passiert? Die Schriftsteller Hans Pleschinski, Dagmar Leupold und Georg M. Oswald rufen die Stimmen der Revolution auf und lesen Gedichte und Texte von Alexander Blok, Wladimir Majakowski, Zinaida Gippius, Iwan Bunin, Ossip Mandelstam, Marina Zwetajewa, Viktor Schklowski und Boris Sawinkow. Christine Hamel moderiert die Lesungen und Slawistikprofessor Aage Hansen-Löve zeigt die Verbindungen zwischen Revolution und Kunst auf in dem breiten Spektrum der russischen Avantgardebewegungen. C. H.