Dantes Divina Commedia hat eine große Zahl deutschsprachiger Übersetzer auf den Plan gerufen, erheblich mehr als in allen anderen Ländern der Welt. Es gibt sage und schreibe über fünfzig Komplettübersetzungen und sechsundzwanzig Teilübersetzungen in deutscher Sprache, darunter auch die berühmte von Stefan George. Die höchst eigenwillige Übersetzung von Rudolf Borchardt in einem erfundenen Altdeutsch wäre – wenn man die Umstände und Kommentare dazu heranzöge – im Grunde eine eigene Veranstaltung wert. Natürlich haben sich auch Schweizer und Österreicher an das hinreißende Werk gewagt, aber die meisten Übersetzer stammen aus Deutschland. Unter ihnen tat sich nicht zuletzt König Johann von Sachsen mit seiner Übertragung hervor. Wiewohl die Commedia nur von einem kleinen Kreis gebildeter Leser ins Herz geschlossen wurde, war ihre Wirkung groß. Aus den Debatten um das opulente Werk lassen sich Schlüsse auf die deutsche Geistesgeschichte seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert ziehen. S. L.