Der österreichische Architekt Adolf Loos lehnte es bekanntlich ab, »die Architektur unter die Künste einzureihen« (1910). Zwei Generationen später betont die brasilianische Architektin Lina Bo Bardi: »Architektur ist Kunst. Sie ist aber nicht als verschimmelter akademischer Begriff der bildenden Künste zu verstehen«.
Die Diskussion um das Verhältnis von Kunst und Architektur wird seit Jahrhunderten geführt: oft kontrovers – bis heute. Das führt zu Fragen. Etwa, ob die beiden Begriffe überhaupt eindeutig zu trennen sind, denn sollte die Kunst »als wahre Baukunst« nicht ohnehin Basis allen architektonischen Handelns sein? Beschreibt der Begriff »Baukunst« das Verhältnis von Architektur und Kunst angemessen? Kann ein Bauwerk, das in der Regel zweckgebunden ist, ein Kunstwerk sein und beeinflusst dieser Anspruch die Beziehung zu Künstlerinnen und Künstlern?
Fragen, die Matthias Sauerbruch in seinem Vortrag anspricht. Im Zentrum stehen Überlegungen zum Thema »Baukunst« und seine Erfahrungen mit dem Verhältnis von Architektur und Kunst.
Matthias Sauerbruch gründete 1989 zusammen mit Louisa Hutton das Büro Sauerbruch Hutton. Als Dozent und Professor war er an diversen Hochschulen, Akademien und Universitäten im In- und Ausland tätig. Er ist unter anderem Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen und gehört der Stadtgestaltungskommission München sowie dem Vorstand des KW Institute for Contemporary Art Berlin an, auch als Kunst-Werke Berlin bekannt. Matthias Sauerbruch ist Ehrenmitglied des American Institute of Architects und derzeit Direktor der Sektion Baukunst der Akademie der Künste, Berlin.