»Auch ich suche ein neues geistiges Prinzip in der Kunst, ein Prinzip, das wesentlich mit der Methode der Kunst zu tun hat. Mir kommt es nicht primär auf das Optische in der Kunst an, sondern auf den Prozeß des Machens und inneren Empfindens. (…) Die Figuren selbst sind so etwas wie Idole. Und entsprechend sind sie nicht aus dem zweifelhaften Prinzip künstlerischer Allmacht und der Kontrolle des Auges heraus entstanden, sondern aus dem Prinzip machtfreier, nämlich lebendiger Freiheit. Das genau ist das Prinzip der Armut.« (Thomas Lehnerer, 1955–1995)
»Ich höre einer Art symbolischer Harmonie zu, horche auf das, was nach meinem Gefühl die akustische Realität ist. Wieviel doch dazu gehört, sie richtig zu hören! – Und Stille ist mein Ersatz für Kontrapunkt. Das ist Nichts gegen Etwas.« (Morton Feldman, 1926–1987)
Gibt es eine Verbindung zwischen dem Prinzip der Armut in der Kunst, wie sie sich im Werk des Münchener bildenden Künstlers Thomas Lehnerer verwirklicht hat und der ästhetischen Askese beispielsweise in der Musik von Feldman, Cage oder Christian Wolff? Ist diese »franziskanische« Rücknahme in Mitteln und Geste künstlerischer Produktion vielleicht Grundstein für ein neues praktisches und geistiges Fundament der Künste? Eine kleine Ausstellung, Konzert, Vorträge, Lesung und Diskussion umkreisen diese Fragen. N. B.
Morton Feldman (1926–1987)
Three Pieces for Piano (1954)
Piano Piece to Philip Guston (1963)
John Cage (1912–1992)
Music for Piano 2 und 3 (1953)
Christian Wolff (*1934)
Keyboard Miscellany 3 (1988)
Sabine Liebner, Klavier
Kurzvortrag:
Wolfgang Rathert: »Getting Rid of the Glue« – Befreiung der Töne und ästhetische Askese in der Musik der New York School
Podiumsgespräch:
Sabine Liebner
Wolfgang Rathert
Peter Steiner
Moderation: Wilhelm Christoph Warning
Die Exponate von Thomas Lehnerer wurden mit großzügiger Unterstützung der Galerie Florian Sundheimer, München, zur Verfügung gestellt.
Musikbeiträge mit freundlicher Genehmigung der Edition Peters Group/C. F. Peters Verlag, Leipzig.