1945 lagen die meisten deutschen Städte in Schutt und Asche. Die Zerstörung fand einen literarischen Ausdruck in der »Trümmerliteratur«, die Heinrich Böll als ein moralisches Bekenntnis zur Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und dessen Folgen bezeichnete. Während diese Thematik weite Teile der Nachkriegsliteratur bestimmte, schlug sich der architektonische Wiederaufbau erstaunlich wenig in der Literatur nieder. Bedeutsame Ausnahmen sind »Das Treibhaus« von Wolfgang Koeppen und »Billard um halb zehn« von Heinrich Böll. Die Städte entstanden weitgehend neu, gerasterte anonyme Bauten verdrängten die Geschichte, aber die neue Umwelt, in der die Verdrängung Ausdruck fand, war im Werk nur weniger Schriftsteller präsent. 1960 sah Hans Magnus Enzensberger die Bundesrepublik als blühendes Wirtschaftswunderland über dem blutigen Schutt der NS-Zeit. Der Vortrag erkundet die Rolle des architektonischen Wiederaufbaus in Ost und West in der Literatur.
© O. Connolly,
Winfried Nerdinger
Winfried Nerdinger, Professor em. für Architekturgeschichte an der Technischen Universität München, organisierte 2006 die Ausstellung »Architektur wie sie im Buche steht« im Architekturmuseum der TU in der Pinakothek der Moderne.
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