Über das Schreiben nachzudenken und zu reden, heißt immer auch über Grenzen zu sprechen: die Grenzen des Sagbaren, des Darstellbaren, die Grenzen der Sprache. Für Albert Ostermaier ist Theater nicht Grenzziehung, sondern Grenzüberschreitung, ein Schritt hin zu einer Topographie des Unbekannten, Verdrängten, hinein in die Zone des Gefährdeten und der Selbstgefährdung. Er spricht von »Method Writing«, der Schreibende verwandelt sich beim Schreiben, er ist in einer permanenten Metamorphose begriffen, ist in einem Prozess des sich selbst Fremdwerdens. Es ist nicht wie bei Fitzcarraldo, dass das Ich in der Überzahl wäre, sondern dass es eine Überzahl an Ichs gibt im Infight mit dem als eigenen gedachten. Wer dramatisch schreibt, muss aus der Rolle fallen des ihm Zugeschriebenen, sein Körper sind die Körper der Sprache, nicht die Begrenztheit der eigenen Haut, aus der er fahren muss, um das zu erfahren, was jenseits der Erfahrung von Biographie und Blut liegt. Er will ins Offene, das immer mehr umstellt wird von Identität. Anhand neuer, unveröffentlichter Texte von Albert Ostermaier soll über die Freiheit des Schreibens gesprochen werden, das Spannungsfeld zwischen Darstellen und Dargestellten, Repräsentation und Präsenz. Kann man den Schreibenden etwas vorschreiben? Oder kann er gar nicht anders als vorausschreiben?
Hans-Dieter Schütt war von1984 bis1989 Chefredakteur der FDJ-Zeitung Junge Welt und Feuilletonredakteur des Neues Deutschland. Er veröffentlichte zahlreiche Interviewbücher und Porträts, unter anderem zu Frank Castorf, Klaus Löwitsch, Friedrich Schorlemmer und Regine Hildebrandt.
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