Früher träumte die Musik von der Harmonie der Sphären; seit dieser Traum ausgeträumt ist, lebt sie unter anderen Himmeln: den oft bewölkten natürlichen, den düsteren einer nicht mehr wirksamen Metaphysik. Doch das Vermessen der Himmel kann sie nicht lassen. Sie wendet sich den Wolken zu mit ihren ewig wechselnden Formen, die einer Logik gehorchen und zugleich ganz frei sind. Sie spürt neuen metaphysischen Zusammenhängen nach – und bleibt dabei doch stets Musik, eine Kunst, die ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten folgt.
Die Instrumente können dabei zu Stimmen werden, die sich auf neue Art verbinden und wieder trennen, dabei Modelle des Zusammenlebens unter dem allen gemeinsamen Himmel finden, in dessen Betrachtung sie sich immer wieder vereinen. Es entsteht kein Sphärenklang, sondern ein irdischer: aber im Bewusstsein anderer, vielleicht fernerer, vielleicht innerlicherer Welten. A. B.
Programm:
Albert Breier (*1961)
Colours of Memories für Flöte solo (2019)
Chant d’en haut für Flöte, Klarinette und Violine (2021)
Himmelsstufen für Flöte, Klarinette, Violine, Viola, Violoncello und Schlagzeug (2019)
Nikolaus Brass im Gespräch mit Albert Breier
Streichquartett Nr. 6 (2022)
Auftragskomposition der Bayerischen Akademie der Schönen Künste 2021
Uraufführung
Ausführende:
der/gelbe/klang:
Zinajda Kodrič, Flöte
Oliver Klenk, Klarinette
Mathias Lachenmayr, Schlagzeug
Anna Sophie Dauenhauer, Violine
Nagi Tsutsui, Violine
Kelvin Hawthorne, Viola
Katerina Giannitsioti, Violoncello
Albert Breier, geboren 1961 in Paderborn. Früh Klavierunterricht und erste Kompositionsversuche. 1979–1987 Studienjahre in Köln, Hamburg, Lübeck und Wien: Komposition, Klavier, Philosophie, Musikwissenschaft. 1984 Teilnahme an den Darmstädter Ferienkursen, dort prägender Eindruck der Musik Morton Feldmans. Ab 1993 in Berlin, Auftritte als Pianist, CD-Veröffentlichungen. Umfassendes Studium der klassischen chinesischen Landschaftsmalerei, daran anschließend weiterreichende kulturtheoretische Überlegungen. Beschäftigung mit der Vokalpolyphonie des 15. Jahrhunderts und den Musiktraditionen Russlands und Georgiens. Zahlreiche Kammermusikwerke. 2002 erscheint das Buch Die Zeit des Sehens und der Raum des Hörens. Tätigkeit als Essayist und Rezensent; Vorträge. Vokalmusik, vor allem für Chor a cappella, Orchesterwerke. 2013 Stipendiat der Deutschen Akademie Villa Massimo. 2014 Publikation zweier Bücher: Zahl und Moral und Walter Zimmermann. Nomade in den Zeiten. Zur Zeit Arbeit an Orchester- und Kammermusik sowie an Buchprojekten zur neueren deutschen Dichtung und zu Leoš Janáček.
Das Münchner Ensemble der/gelbe/klang widmet sich der Musik von heute in ihrer ganzen ästhetischen Bandbreite, neugierig, experimentierfreudig und immer auf der Suche nach zeitgemäßen Ausdrucksformen. 2020 gegründet, wurde es schnell zu einem wichtigen Protagonisten der Neuen Musik in Deutschland. Es entstanden Aufnahmen für den Bayerischen Rundfunk, ZDF/ARTE und das Label NEOS, Gastspieleinladungen führten nach Frankreich, Österreich und in die Schweiz. Etliche Auftragswerke wurden zur Uraufführung gebracht. 2021 wurde der/gelbe/klang mit dem Bayerischen Kunstförderpreis ausgezeichnet. Fundamental wichtig ist dem Ensemble der unmittelbare Kontakt zu Komponistinnen und Komponisten der jüngeren und jüngsten Generation. Auch die Interpretation von Schlüsselwerken des 20. Jahrhunderts gehört zum Selbstverständnis der Musikerinnen und Musiker. Zentral ist zudem die Entwicklung genreübergreifender Projekte, besonders die Verbindung mit visuellen Elementen. Eine solche Erweiterung des Konzertbegriffs ist für die Ensemblemitglieder essenziell – diese Überzeugung führte auch zur Wahl des Namens der/gelbe/klang, nach Wassily Kandinskys genialem Konzept einer ganzheitlichen „Bühnenkomposition“.
Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich. Bitte haben Sie dafür Verständnis, daß unser Platzangebot begrenzt ist. Daher werden eine Stunde vor Beginn der Veranstaltung am Haupteingang der Residenz Platzkarten vergeben.