Die Aura von Kunstwerken oder anderen besonders anerkannten Objekten wurde früher oft durch Patina und sogar künstlich erzeugten Galerieton erhöht. Seit der Zeit des Impressionismus erscheint eine derartige Betonung des geistigen oder emotionalen Hintergrunds eher als altmodisch. Meist fiel die natürlich gewachsene Patina der Restaurierung zum Opfer. Modernes Design ist oft immun gegen Patina. Die Erzeugung einer metaphorisch entmaterialisierten Patina durch Musealisierung, Kunstbetrieb und öffentlich verbreitete Kommentare steigern die Aura noch markanter, sodass am Ende ein normales Utensil in den Rang der hohen Kunst aufsteigen kann. Gegenwartskunst, modernes Design oder zeitgenössische Architektur experimentieren mit Patina oder künstlich erzeugter Patina, um trotz kurzem historischem Hintergrund und antihistorischer Tendenzen die Wirkung von geistiger Tiefe zu schaffen oder zu verstärken. Der Denkmalschutz misst der Patina als historischem Zeugnis Wert bei. Vor diesem Hintergrund soll hier der Begriff »Patina« in seiner ganzen Brandbreite betrachtet werden, auch welche Assoziationen er weckt, wenn er auf andere Bereiche übertragen wird, etwa auf Literatur oder Kunstgewerbe und Ge- brauchsgegenstände und auf den Kunstbetrieb. H. G.
© Crailsheim,
Hubertus Günther
Hubertus Günther war von 1991 bis 2018 Ordinarius für Neuere Kunstgeschichte an der Universität Zürich, vorher bekleidete er den Lehrstuhl für Kunstgeschichte und Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt.
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