Kafka und kein Ende? Nein, im Gegenteil: Kafka und ein Anfang! Besser gesagt: zwei Anfänge. 2024 ist das Jahr der Huldigungen zum Geburtstag, aber die zwei Kafka-Kenner des heutigen Abends wählen ihren eigenen Zugang, stellen die respektlos-respektvolle Frage: Wie macht der Meister aus Prag das eigentlich?
© Isolde Ohlbaum,
Reiner Stach
Reiner Stach, Autor der berühmten dreibändigen Kafka-Biographie, legt mit Der Process den ersten Band einer kommentierten Neuausgabe vor. Denn auch nach einem Jahrhundert gelehrter Deutungen hält die Undurchschaubarkeit dieser Welt, das rätselhafte Schicksal von Josef K. uns alle im Bann. Stachs Blick in Kafkas Werkstatt macht zumindest eines durchschaubarer: Motive, Begriffe, Erzähltechniken, aber auch Streichungen und Korrekturen machen erkennbar, wie außergewöhnlich dicht Der Process gewoben ist, dieses unvergleichlich virtuose Spiel mit der Wirklichkeit.
© Isolde Ohlbaum,
Thomas Lehr
Thomas Lehr, hochgerühmter Autor grandioser, umfangreicher Romane wie Nabokovs Katze und Schlafende Sonne, widmet mit Kafkas Schere, so schmal wie gewichtig, so komisch wie ernst, dem großmeisterlichen Vorbild eine Hommage, die es in sich hat: Ganze Tage verbringt hier einer ohne Kopf; die Schere setzt an und trennt den Menschen ab von Gott und Tier; mythische Sagengestalten treffen auf bizarre Zivilisationen aus fremden Galaxien, aberwitzige Fortpflanzungstechniken zeitigen haarsträubende Ergebnisse – Miniaturen aus unserem 21. Jahrhundert, in Kafkas Geist.
So wollen wir Franz K. ehren, diesen subversiven Geist, der noch hundert Jahre danach verstört, erschreckt, amüsiert: durch den Versuch, ihm auf die Schliche zu kommen, und durch das Wissen, dass uns dies niemals wirklich gelingt. W. M.
Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich. Bitte haben Sie dafür Verständnis, dass unser Platzangebot begrenzt ist. Daher werden eine Stunde vor Beginn der Veranstaltung am Haupteingang der Residenz, Max-Joseph-Platz 3, Platzkarten vergeben.