Im Jahr 1983 war ich zu meinem größten Erstaunen in die Bayerische Akademie der Schönen Künste gewählt worden und saß nun bei den literarischen Sitzungen mit Barbara König, Manfred Bieler, Ota Filip, Heinz Friedrich, Walter Helmut Fritz, Martin Gregor-Dellin, Curt Hohoff, Hans Egon Holthusen, Friedhelm Kemp, Reiner Kunze, Hermann Lenz, Heinz Piontek, Herbert Rosendorfer, Harald Weinrich, Bernhard Zeller und dem Abteilungsdirektor Horst Bienek zusammen, als wäre ich einer von ihnen.
Es ergaben sich aus dieser Kanonisierung alle möglichen Berufungen, die die an ihren Werken arbeitenden Autoren gern auf ihre minderen Brüder abschoben: Mitgliedschaften in Jurys, Laudationes, Vorträge über verstorbene Größen, deren Jubiläen im üppigen Veranstaltungsprogramm der Akademie begangen wurden. Nach dem erschreckend frühen Tod von Horst Bienek im Dezember 1990 lud mich der Präsident Heinz Friedrich zum Mittagessen ein – ich ahnte, was mir bevorstand. Ich sollte mich der Wahl zum Direktor der Literatur-Abteilung, die Gottseidank nicht mehr, wie in den ersten Nachkriegsjahren, »Abteilung des deutschen Schrifttums« hieß, zur Verfügung stellen. Immer bekommt man bei solchen Gelegenheiten gesagt, dass der Posten nur mit einem Minimum an Arbeit verbunden sei. Es gibt Kollegen, die sich nach einem solchen Amt drängen; leider zeichnete sich im Moment aber kein Gegenkandidat am Ehrgeiz-Horizont ab, und so sagte ich, ohnehin ein schwachbegabter Neinsager, zu. Dieses Ehrenamt habe ich dann zwölf Jahre lang ausgeübt – gewiß weniger engagiert und einfallsreich als mein Vorgänger Bienek. Da Renate Schostack, die Münchner Korrespondentin der Frankfurter Allgemeinen, mich in einem Artikel über die Akademie als »Schöngeist« bezeichnet hatte, was ungefähr das Abfälligste war, das einem im Kultur-Management Tätigen angehängt werden konnte, bemühte ich mich nach Kräften, diese Schmähung als Fehlurteil zu erweisen … A. v. S.
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