© Andreas Rau,
Lucas Dülligen gewinnt den Friedrich-Baur-Goldpreis 2024
Der Friedrich-Baur-Goldpreis 2024 geht an Lucas Dülligen für »Vereinzelt Sonne«.
Der Friedrich-Baur-Goldpreis wird für die beste Regieleistung bei einem ersten Langspielfilm durch die Bayerische Akademie der Schönen Künste in memoriam Heinz Badewitz verliehen. Der Preis besteht aus einem zertifizierten Goldbarren im Wert von rund 35.000 Euro. Darüber hinaus beinhaltet der Preis die künstlerische Beratung des/der Regisseur*in bei der Entwicklung eines neuen Films über ein Jahr lang. Der diesjährige Mentor für den Goldpreis ist der Regisseur und Drehbuchautor Hans Steibichler.
Aus der Laudatio von Hans Steinbichler:
„Regie ist für mich ein Dirigat ohne wirkliche Partitur. Denn Noten sind schon die Musik, aber ein Drehbuch ist zunächst nur eine Landkarte. Und The Map is not the Landscape., wie wir wissen. Die Karte ist eben nicht die Landschaft... Die Visualisierung dieser Landkarte Drehbuch beschreibt für mich Regie. Die Visualisierung ist aber nur der Oberbegriff für das, was dann am Ende steht. Etwas sichtbares, Bilder. Ein Film. Regie ist jedoch immer durch und durch Erzählung: Wie erzähle ich das, von dem ich erzählen möchte? Mit wem mache ich es und warum? Welche Mittel habe ich und wie setze ich diese ein?
Schon die Titelsequenz des Films, der heute den Friedrich-Baur-Goldpreis für Regie erhält, zeigt das Gefühl und die Kenntnis für das eben genannte. Regie, Drehbuch, Schauspiel, Kamera, sowie Schnitt und Sounddesign beginnen eine Ouvertüre, die mir in 9 Minuten einen Menschen, eine Welt und ein Gefühl für die Menschen darin näherbringt. Ohne ein einziges Wort der Hauptfigur. In Minute zwölf hören wir die ersten Worte von David. Es sind genau fünf: „Das hier ist die Hölle“ sagt er und verlässt dann den Gesprächsraum einer Entzugsklinik. In den folgenden knapp 55 Minuten dekliniert der Regisseur und Drehbuchautor Lucas Dülligen in seinem Film Vereinzelt Sonne mit seinem formidablen Partner und Kameramann Mattis Schulte mit unbarmherziger Genauigkeit die soziale Abwärtsspirale des Junkies David. Der Schauspieler Lasse Claßen spielt diesen David mit den geringsten Mitteln und schreckt doch vor nichts zurück.
Die Mittel dieses Films und die Genauigkeit ihres Einsatzes, die Form von filmischer Erzählung, die Haltung, dem Zuschauer nichts vorzukauen, sondern ihm in der Präzision der kleinsten Dinge die Welt von David zu zeigen, sind ein großes Versprechen für die Zukunft des Regisseurs Lucas Dülligen. Der Friedrich-Baur-Goldpreis in Gestalt eines Goldbarrens im Wert von 35.000 Euro, „gießt“ dieses Versprechen allerdings von Anfang an in eine große Verantwortung. Diese Verantwortung, Lucas, ist der Preis, den du für diesen Preis bezahlen musst. Nachdem ich Vereinzelt Sonne gesehen habe, bin ich ganz sicher, dass du dich dieser Verantwortung schon bei deinem nächsten Film stellen wirst. Allerherzlichste Gratulation an den Gewinner des Friedrich-Baur-Goldpreises 2024, Lucas Dülligen.“
© Andreas Rau,
Preisverleihung 2024