Beate Kayser wurde am 28. März 1933 in Hannover geboren. Als Tochter eines Malers und einer Sängerin ist sie in einer Künstlerfamilie mit anti-nationalsozialistisch geprägtem Hintergrund aufgewachsen. Sie selbst beschrieb ihre Kindheit als ein „zweisprachiges“ Aufwachsen, bei dem es darum ging, „draußen“ nicht zu sagen, was in der Familie gesprochen oder gedacht wurde. Der Vater wurde zu Beginn der Naziherrschaft aus der Kunstkammer ausgeschlossen, er kam nicht aus dem Krieg zurück.
Nach dem Abitur in Hannover ging Beate Kayser 1952 nach München, studierte Germanistik, Theater- und Musikwissenschaften sowie Psychologie und promovierte über Hugo von Hofmannsthal. Im gleichen Jahr heiratete sie den Münchner Musikkritiker Helmut Schmidt-Garre. In den siebziger Jahren arbeitete sie als Feuilletonredakteurin beim Münchner Merkur, wechselte bald darauf als Feuilletonchefin innerhalb der Verlagsgruppe zu einer anderen Münchner Tageszeitung, der tz. Ab 1998 arbeitete sie im Rahmen eines Autorenvertrages weiter als Kritikerin für das Feuilleton. Legendär waren die jährlichen Preisverleihungen der tz-Rosensträuße, die alljährlich in ihrer Schwabinger Wohnung stattfanden. Für ihre Balladen-Reihe, in der sie 2009–2010 ein halbes Jahr wöchentlich Balladen vorstellte, erhielt „ihre“ Zeitung den Journalistenpreis des Deutschen Kulturrates e.V. Immer wieder arbeitete sie als Gastdozentin an verschiedenen Ausbildungsstätten, wie z. B. der Hochschule für Fernsehen und Film, München, und der Athanor Akademie für Darstellende Kunst, bis 2014 in Burghausen. Viele Jahre trug sie als Mitglied des Kuratoriums der Kulturstiftung der Stadtsparkasse München zur Förderung von kulturellen Projekten in der Landeshauptstadt bei.
Beate Kayser bestach durch ihren genauen Blick, dem so leicht nichts zu entgehen schien. Ob Schauspiel, Oper oder Ballett, ihre Leidenschaft zeigte sich unverhohlen in ihren kritischen Kommentaren. Mit genauem, unbestechlichem Blick verfolgte sie ironisch („Preis für Beglau – Pferd knabbert Strauß an“) bis kühl resümierend („Das Stück tritt auf der Stelle“), aber trotzdem freundlich relativierend („es lohnt sich aber wegen der jungen Schauspieler“) die Geschehnisse.
2014 wurde Beate Kayser Ehrenmitglied bei uns in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Am 10. Oktober 2023 ist sie im Alter von 90 Jahren gestorben.
Dieter Dorn