Ihrem Ehrenmitglied, dem 1929 in Stuttgart geborenen großen Physiker Hans-Peter Dürr, verdankt unsere Akademie eine glanzvolle Festrede am 21. Oktober 2001 zum 100. Geburtstag seines Lehrers Werner Heisenberg sowie die überaus engagierte und fruchtbare Mitwirkung bei zwei wichtigen Veranstaltungen: der schulpolitischen Diskussion über die musischen Fächer im Januar 1999 und der im Rahmen des Millenium-Programms durchgeführten Vortragsreihe »Was heißt ›wirklich‹? Unsere Erkenntnis zwischen Wahrnehmung und Wissenschaft.« Die Ehrenmitgliedschaft (seit 2000) des hervorragenden Gelehrten, dessen wissenschaftliche Verdienst zu würdigen hier nicht der Ort ist, stand in der Tradition der Akademie, die immer wieder ausgezeichnete Naturwissenschaftler in ihre Reihen Aufnahme, sofern sie den Künsten gegenüber Liebe, Kennerschaft, produktive Aufgeschlossenheit zeigten. Ich nenne die Namen von Werner Heisenberg, Carl-Friedrich von Weizsäcker und Adolf Portmann; Hans-Peter Dürr gehörte als ihnen ebenbürtiger Nachfahr in diese erlauchte Gruppe. Eines seiner zahlreichen Bücher trägt den programmatischen Titel Physik und Transzendenz. Der Autor beschränkte sich nicht auf die spezifischen Probleme seines Faches, sondern zog aus seiner Forschung über ihre Grenzen erhellende Linien zu philosophischen und religiösen Fragen und eben auch zu den sogenannten Schönen Künsten. Das ausführliche Gespräch, das er im Rahmen der erwähnten Vortragsreihe mit dem Dichter Raoul Schrott über »Poesie und Wissenschaft« führte, veröffentlicht in einem Sonderdruck unserer Akademie, bietet dafür ein überzeugendes Beispiel.
Albert von Schirnding