Die Grande Dame des Tanzes und der Tanzpädagogik ist am 21. Januar 2013 nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben. Bis zuletzt hatte Konstanze Vernon nichts an ihrer Strahlkraft, an ihrer Vitalität, nichts an ihrer Ausdrucksstärke, durch die sie so viele Jahre, von 1963 bis 1980 als Primaballerina der Bayerischen Staatsoper das Publikum begeisterte, eingebüßt. Geben Ende ihrer Laufbahn als Solotänzerin begann sie ihre zweite Karriere.
1978, drei Jahre nach dem Tod ihres kongenialen Partners Heinz Bosl, gründete sie die Heinz-Bosl-Stiftung, jene Ballettakademie, welche die Bayerische Landeshauptstadt zu einer internationalen Ballettmetropole aufsteigen ließ. Daß es heute ein eigenständiges, autonomes Bayerisches Staatsballett gibt, das sich von der Bayerischen Staatsoper erfolgreich emanzipieren konnte, ist allein Konstanze Vernon zu verdanken, die dieses Staatsballett von seiner Gründung an, von 1988 bis 1998 leitete. Und Fred Hoffmann, ihrem Mann, der sie in allen Belangen aktiv unterstützte. Ohne ihn, dervor vier Jahren überraschend starb, wären die pädagogischen Erfolge, das internationale Renommee der Ballettakademie, die großen Gastspiele nach Fernost oder in die USA, die Teilnahme an den berühmtesten Wettbewerben und das gute Abschneiden der Bosl-Schützlinge nicht denkbar gewesen. Konstanze Vernon hat keine eigenen Kinder. Aber sie hatte unzählige Mädchen und Jungen, die sie förderte, forderte und die sie liebte. Die Absolventen der Bosl-Stiftung sind Legende.Konstanze Vernon, war die Tochter des Musikwissenschaftlers Friedrich Herzfeld. Als Sechsjährige schon stand sie im Studio von Tatjana Gsovsky, der Ballettchefin der West-Berliner Oper, an der Stange. Mit 14 wurde sie Mitglied der Opern-Compagnie. Von nun an hieß Konstanze auf Anraten der Gsovsky nicht mehr Herzfeld, sondern wurde in Vernon umbenannt. Seit ihrem 17. Lebensjahr tanzte Konstanze Vernon als Solistin.
Und als 1963 Heinz Rosen bei der Primaballerina anklopfte, folgte sie dem Ruf aus München und verzauberte fortan das Publikum in Bayern. Ihre Giselle, ihre Tatjana und so viele Rollen mehr haben Münchner Tanzgeschichte geschrieben. Ihr Charme, ihre Fröhlichkeit, ihre künstlerische Intelligenz und Sinnlichkeit werden jedem in Erinnerung bleiben, der sie kannte.Fünfzig Jahre lang hat sie, die sich immer treu geblieben ist, dem Kulturellen Leben der Stadt und des Freistaats ein unvergleichliches Gesicht gegeben. Drei Wochen nur nach ihrem 74. Geburtstag, den sie am 2. Januar 2013 noch feiern konnte, hat Konstanze Vernon München für immer verlassen. Bleiben wird ihr unschätzbares Vermächtnis, dem Tanz in Deutschland wieder eine Zukunft gegeben zu haben.
Die Abteilung Darstellende Kunst