Maria Friedrich war eine der großen deutschen Verlegerinnen; sie war Professorin an der Akademie der Bildenden Künste in München; sie hat zwei Töchter großgezogen. Hinter diesen knappen Feststellungen steht ein reiches Leben, das seine Kraft, seine Freude und seine Zuversicht aus der Begeisterung für die Literatur bezog.
Geboren 1922 in Darmstadt, wandte sich Maria Friedrich nach dem Abitur der Literaturwissenschaft zu, absolvierte neben dem Studium eine Schauspielausbildung, arbeitete zunächst am Theater, dann publizistisch. Unmittelbar nach der Befreiung Deutschlands, ihr Mann Heinz Friedrich war schwer verwundet aus dem Krieg zurück gekehrt, hielt sie Vorträge über Literatur, veranstaltete Lesungen, weil sie fest davon überzeugt war, daß nach dem sittlichen und moralischen Offenbarungseid Deutschlands eine neue ethische und ästhetische Erziehung einsetzen müsse. Daraus folgte, daß die Literatur für Kinder und Jugendliche in besonderer Weise Lebenshoffnung, Wertebildung und Phantasie bestimmt. Als die Gesellschafter des Deutschen Taschenbuchverlags 1970 ein Jugendbuchprogramm beschlossen, bat Heinz Friedrich – damals seit zehn Jahren Verleger von dtv – seine Frau Maria, das neue Programm zunächst kommissarisch zu betreuen. Sehr bald beherrschte Maria Friedrich das Verlagshandwerk – entscheidend für ihren einzigartigen Erfolg als Verlegerin des dtv-junior aber waren ihre Begeisterungsfähigkeit, ihr untrügliches Gespür, ihre umfängliche Literaturkenntnis und nicht zuletzt ihr Humor.
Zwanzig Jahre lang hat sie mit ihrem Verlag dazu beigetragen, die Qualität der deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteratur zu steigern; sie hat Autoren und Zeichner gefördert, wurde Freundin vieler namhafter Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Als Professorin für Buchillustration an der Bayerischen Akademie der Bildenden Künste konnte sie jungen Talenten helfen, darunter vielen, die später erfolgreiche Kinderbücher vorgelegt haben. An der Universität Regensburg hielt sie Seminare zu Bild und Buch. Von 1984 bis 1990 war sie im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlegern aktiv, von 1985 bis 1988 als Vorsitzende. Ihr engagierter Einsatz für die Bücher der ersten Lebensjahre trug ihr viele öffentliche Würdigungen und Verdienstorden ein, darunter das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Wer das Glück hatte, Maria Friedrich persönlich zu kennen, konnte sich ihrer ansteckenden Begeisterungsfähigkeit und Neugier nicht entziehen, mußte ihren beispielhaften Lebensmut bewundern, den sie auch nach dem Tod ihres Mannes noch bei der Ordnung seines umfänglichen Nachlasses bewies. Unablässig war sie bis zur Erschöpfung ihrer Kräfte tätig, und trotz aller Mühen behielt ihr Gesicht den für sie so typischen jugendlich-heiteren Ausdruck.
Seit 2004 war sie Ehrenmitglied unserer Akademie. Am 12. Januar 2012 ist sie verstorben.
Gert Heidenreich