Peter Weibel war ein ganz außergewöhnlicher Mensch, ein Uomo universale – vielseitig gebildet, aufgeschlossen gegenüber allem Neuen und unabhängig in seinem Denken, eine Persönlichkeit, wie man sie heute leider nur selten trifft. Ich habe ihn im Zusammenhang mit seinen Performances Ende der 1960er Jahre kennengelernt, als er sich von der Künstlerin Valie Export an einer Hundeleine auf allen Vieren durch die Straßen von Wien führen ließ. Unsere Wege kreuzten sich immer wieder auf Ausstellungseröffnungen, Biennalen und Festivals. Er war ein Pionier in der Medienkunst und mit seinem umfangreichen Wissen ein interessanter Gesprächspartner. Durch seine Leidenschaft für Kunst und neue Technologien war er allen anderen einen Schritt voraus. Er lotete Grenzen aus und schonte weder sich noch sein Publikum.
Als ich Anfang der 1990er Jahren begann, mich für Medienkunst zu begeistern und es als neues Sammelgebiet zu erschließen, intensivierte sich unser Kontakt. Nachdem Peter Weibel dann 1999 als Vorstand des ZKM | Zentrum für Kunst und Medien berufen wurde, beschlossen wir, ein gemeinsames Ausstellungsprojekt mit meiner inzwischen doch recht umfangreichen Sammlung von Filmen, Videos, Installationen und Diaprojektionen in Karlsruhe zu realisieren. Die Zusammenarbeit mit Peter Weibel habe ich als sehr inspirierend erlebt. Unser gemeinsames Ausstellungsprojekt „Fast Forward“ war ein großer Erfolg und die Kooperation zwischen dem ZKM und der Sammlung Goetz so fruchtbar, dass wir noch einen zweiten Teil machten.
Peter Weibel war unermüdlich in seinem Denken und künstlerischen Schaffen. Bis zuletzt suchte er die Auseinandersetzung und scheute keine Kontroversen. Sein wacher, kritischer Geist wird fehlen in einer Zeit der rasanten Entwicklung neuer Technologien und enormer gesellschaftlicher Umbrüche.
Ingvild Goetz