Wieland Schmied war der letzte Repräsentant einer Generation von Kunstschriftstellern, die zugleich Ausstellungsmacher gewesen sind. Zu ihr gehören Werner Haftmann, Werner Schmalenbach, Werner Hofmann und Eduard Trier. Ihr Programm war die Wiedereinbürgerung der ästhetischen Moderne nach dem „Dritten Reich“, vor dessen Beginn sie allesamt geboren worden waren. Für diese Lebensrolle war der Weltbürger Schmied eine gute Besetzung: Nach ersten Berufsjahren als Lektor beim Frankfurter Insel-Verlag war er Direktor der Kestner-Gesellschaft in Hannover; Oberkustos an der Neuen Nationalgalerie in West-Berlin; Leiter des Künstlerprogramms des DAAD; Mitglied im Team der documenta 6; Professor für Kunstgeschichte in München und dort nacheinander Präsident beider Akademien – um nur die wichtigsten Stationen seines Lebens aufzuzählen. All diese anspruchsvollen Tätigkeiten, denen er stets erfolgreich und allseits respektiert nachging, konnten ihn freilich nie von seinem richtigen Beruf abhalten, vom Schreiben und Büchermachen. Vieles, für das er sich früh eingesetzt hat, ist inzwischen Mainstream. Er selber schwamm freilich nie mit dem Strom, war vielmehr auch auf Begegnungen mit den Unbequemen aus, mit den Querköpfen und Außenseitern. Seine Autobiografie Lust am Widerspruch gibt Auskunft über ein abwechslungsreiches und gelungenes Leben in einem Kulturbetrieb, den der promovierte Jurist nicht mit Betriebswirtschaft zu verstehen versuchte, sondern als den Spielraum einer humanen Existenz zu erleben verstand.
Walter Grasskamp