Korrespondierendes Mitglied der Abteilung Musik seit 1998
Geb. 8. September 1934 in Salford/England
Gest. 14. März 2016 auf der schottischen Inselgruppe Orkney
Bereits im frühen Alter erhielt er Klavierunterricht und begann zu komponieren. Nach der Schulzeit an der Leigh Grammar School studierte er an der Victoria University of Manchester und am Royal Manchester College of Music (1973 umgewandelt zum Royal Northern College of Music), wo zu seinen Mitstudenten Harrison Birtwistle, Alexander Goehr, Elgar Howarth und John Ogdon gehörten. Gemeinsam bildeten sie eine Gruppe, die sich der zeitgenössischen Musik widmete, die New Music Manchester. Nach dem Abschluß im Jahr 1956 studierte er eine kurze Zeit bei Goffredo Petrassi in Rom, bevor er von 1959 bis 1962 den Posten eines Musikdirektors an der Cirencester Grammar School innehatte.
Nach weiteren Studien an der Princeton University bei Roger Sessions, Milton Babbitt und Earl Kim zog Davies nach Australien, wo er als Composer in Residence am Elder Conservatorium of Music der University of Adelaide von 1965 bis 1966 residierte. Darauf kehrte er nach Großbritannien zurück und zog auf die Orkney-Inseln, 1972 zunächst nach Hoy und später nach Sandy. Auf den Orkney (insbesondere in der Hauptstadt Kirkwall) findet seit 1977 das St. Magnus Festival statt, ein Kulturfestival, das Davies ins Leben rief. Regelmäßig fanden auf diesem Festival Uraufführungen seiner neuen Werke statt; oft durch das örtliche Schulorchester.
Davies war von 1979 bis 1984 künstlerischer Leiter der Dartington Summer School. Von 1992 bis 2002 war er stellvertretender Dirigent und Komponist des Royal Philharmonic Orchestra und hat zahlreiche andere berühmte Orchester dirigiert, darunter das Philharmonia Orchestra, das Cleveland Orchestra, das Boston Symphony Orchestra und das Leipziger Gewandhausorchester. Davies erhielt 1981 den Order of the British Empire (CBE) und wurde 1987 geadelt. Von März 2004 an war er für einen Zeitraum von zehn Jahren Master of the Queen’s Music des Royal Household of the Sovereign of the United Kingdom. Neujahr 2014 erhielt er den Orden Companion of Honour (Ch).
Zu seinen Frühwerken gehören die Trumpet Sonata (1955), ein Werk aus seiner Studienzeit, und sein erstes Orchesterwerk, Prolation (1958), das während seiner Studien bei Petrassi entstand. Seine Frühwerke verwenden oftmals serielle Techniken (z. B. seine Sinfonia für Kammerorchester, 1962), manchmal in Verbindung mit Kompositionsmethoden des Mittelalters und der Renaissance. Ausschnitte aus Themen der Gregorianik werden häufig als Grundlage herangezogen und auf verschiedenartigste Weise weiterentwickelt.
Werke der späten 1960er greifen diese Techniken auf und weisen in Richtung Expressionismus und experimentelles Musik-Theater: dazu gehören Revelation and Fall, die Werke, Vesalii Icones, Eight Songs for a Mad King, The Medium, Miss Donnithorne’s Maggot, Mr Emmet Takes a Walk, sowie die Oper Taverner. Taverner wiederum zeigt Davies‘ Interesse an Renaissancemusik: als Stoff der Oper wird das Leben des englischen Renaissancekomponisten John Taverner behandelt.
Das Orchesterstück St Thomas Wake (1969) zeigt ebenfalls diese Neigung und ist gleichzeitig ein beredtes Beispiel für Davies‘ Stilkombinationen, indem er hier Foxtrott, eine Pavane und John Bull und eigene Themen kombinierte. Viele Werke dieser Periode wurden von den Pierrot Players aufgeführt, die Davies 1967 zusammen mit Harrison Birtwistle gründete (1970 wurde dieses Ensemble als The Fires of London neu geformt und weltberühmt. 1987 löste es sich auf). Worldes Blis (1969) bezeichnet die Hinwendung zu einem neuen, gemäßigteren Stil, der auch die Ruhe reflektiert, die Davies in seiner neuen Heimat auf den Orkney-Inseln gefunden hat.
Im Februar 2016 erhielt Davies die Royal Philharmonic Society’s Gold Medal. Davies starb im März 2016 im Alter von 81 Jahren an den Folgen einer Leukämieerkrankung, an der er seit mehreren Jahren gelitten hatte.
Peter Michael Hamel