Pressemitteilung
München, 17.1.2023
Wir laden Sie herzlich zu zwei Literaturveranstaltungen ein:
1.) Neue Mitglieder stellen sich vor: Halyna Petrosanyak
Begrüßung: Hans Pleschinski
Lesung und Gespräch: Halyna Petrosanyak und Verena Nolte
Donnerstag, 19. Januar 2023, 19 Uhr
Bayerische Akademie der Schönen Künste, Max-Joseph-Platz 3, 80539 München
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2.) Wilhelm Genazino zum 80. Geburtstag: »Idyllen in der Halbnatur«
Lesungen und Gespräche mit Anna Katharina Hahn, Michael Krüger, Friedhelm Marx, Wolfgang Matz und Karl-Heinz Ott
Montag, 23. Januar 2023, 19 Uhr
Bayerische Akademie der Schönen Künste, Max-Joseph-Platz 3, 80539 München
Eintritt jeweils frei
Weitere Informationen:
Ad 1.) Halyna Petrosanyak, 1969 in den ukrainischen Karpaten geboren, ist Lyrikerin, Übersetzerin, Literaturkritikerin. Sie studierte russische und deutsche Philologie in Iwano-Frankiwsk. Ihr erster Lyrikband Der Park am Hang erschien 1996. Weitere Bände mit Gedichten folgten: Exophonie, 2019; im selben Jahr veröffentlichte sie eine Sammlung mit Erzählungen Stör mich nicht beim Weltretten. 2021 erschien ihr erster Roman Villa Anemona.
Halyna Petrosanyak übersetzt vor allem Prosa aus dem Deutschen ins Ukrainische. Zu ihren Übersetzungen gehören besonders: Alexander Granach, Da geht ein Mensch (2012), Elisabeth Freundlich, Die Ermordung einer Stadt namens Stanislau (2016), Anatol Regnier, Damals in Bolechow. Eine jüdische Odyssee (2017), Soma Morgenstern, In einer anderen Zeit. Junge Jahre in Ostgalizien (2019), Andre Kaminski, Nächstes Jahr in Jerusalem (2021). 2022 erschien von ihr in deutscher Sprache Exophonien, essais agités 8 (Reihe Weltenliteratur) und ihre Übersetzung der Sonette an Orpheus von Rainer Maria Rilke.
2007 wurde sie mit dem Hubert-Burda-Preis für junge osteuropäische Lyrik ausgezeichnet, 2010 bekam sie den Ivano Franko-Preis. Seit 2022 ist sie Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Halyna Petrosanyak lebt seit 2016 in Basel.
Ad 2.) Kurz vor seinem runden Geburtstag notierte sich Wilhelm Genazino: »Wenn man 70 wird, ist man wenigstens von einem Problem befreit: Man muß kein neues Leben mehr anfangen. (Man darf sich früherer Anfänge erinnern und erstaunt sein, was man alles ausprobiert hat).« Jetzt, am 22. Januar 2023, wäre er achtzig Jahre alt geworden, und man kann nur erstaunt sein, was ihm alles gelungen ist! Gibt es einen Schriftsteller mit einer Reihe auch nur halb so schöner Buchtitel? Die Obdachlosigkeit der Fische und Ein Regenschirm für diesen Tag! Eine Frau, eine Wohnung, ein Roman war schon eine halbe Autobiographie; Die Liebesblödigkeit ersetzte Regalmeter an erotischer Fachliteratur; Bei Regen im Saal bleibt die ultimative Metapher für die Zumutungen des Alltags. Und Idyllen in der Halbnatur ist nicht nur eine Gesamtcharakteristik seines Lebenswerks, sondern die programmatische Formel für das, was ein Roman in unserer heutigen sonderbaren Welt sein könnte und sein sollte.
Zu seinem Geburtstag erinnern in Gesprächen und Lesungen Mitglieder der Akademie an ihren hochgeschätzten Kollegen und unvergesslichen Freund Wilhelm Genazino, den großen Romancier und philosophischen Spezialisten für die Gesamtmerkwürdigkeit des Lebens; eingedenk seiner Mahnung: »Bitten Sie das Publikum, während der Lesung nicht die Schuhe auszuziehen und nicht in mitgebrachte Hausschuhe zu schlüpfen. Bitten Sie das Publikum außerdem, während der Lesung nicht zu essen. Bitten Sie das Publikum ferner, auf das Mitbringen von Tieren zu verzichten.« Wolfgang Matz