Horst Bienek wäre heuer 75 Jahre alt geworden, vor 15 Jahren ist er gestorben. Er stammt aus dem oberschlesischen Gleiwitz. Er war nach Flucht und Hungerjahren, als Zwanzigjähriger, Schüler Bert Brechts am „Berliner Ensemble“, als er 1951 verhaftet und von einem sowjetischen Militärgericht zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt und nach Workuta (nördlicher Ural) verbracht wurde. Er kam nach 5 Jahren frei, debütierte mit dem Roman „Die Zelle“ und sicherte sich danach mit Gedichten und den Romanen seiner Gleiwitzer Tetralogie das Ansehen eines der bedeutenden und meistübersetzten Schriftsteller seiner Generation. Als Direktor der Literatenklasse unserer Akademie war er ein brüderlicher Freund und Förderer osteuropäischer Dissidenten und Emigranten. Seine bereits zu Samisdat-Zeiten ins Polnische übersetzten Werke haben manchem jungen polnischen Oberschlesier die deutsche Geschichte (nunmehr) seines Landes überhaupt erst ins Bewußtsein gebracht. Der in zweijährigem Turnus vergebene Literaturpreis der Horst-Bienek-Stiftung wird – auf polnischen Wunsch und zu unserer Freude – am 1. Dezember in Bieneks Geburtsstadt Gliwice/Gleiwitz vergeben. Auch unsere Ausstellung wird in Gliwice zu sehen sein. Peter Horst Neumann