Sehn wir, was bleibt
unterm Strich,
nach Abzug der Trauer
um das Versäumte:
Keine Bitternis, hellere
Fenster und eine Flaumfeder
für mich als Sänfte, die
mich davonträgt.
Dagmar Nick wurde an einem 30. Mai vor achtzig Jahren in Breslau geboren. Bei ihrem Münchener Debüt als Lyrikerin war Erich Kästner 1945 ihr Mentor. Daß sie nicht zur Gruppe 47 gehörte, verhinderte eine langjährige Tuberkulose. 1963 heiratete sie nach Israel und blieb vier Jahre dort. In ihrem Buch „Jüdisches Wirken in Breslau“ hat sie ein Stück ihrer Familiengeschichte als Zeitgeschichte des 19. Jahrhunderts lebendig gemacht. Die Bücher „Einladung nach Israel“, „Einladung nach Sizilien“ und „Götterinseln der Ägäis“ sind Muster-Werke weltkluger Reise-Prosa. Als dichterische Bekenntnisse in antikisierender Verkleidung lesen sich die großen Monologe „Medea“, „Lilith, eine Metamorphose“ und „Penelope, eine Erfahrung“. Ihr dichterisches Gesamtwerk betreut der Aachener Rimbaud Verlag. Seit 2004 ist Dagmar Nick Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste – eine sehr späte Mitgliedschaft, die sie zu unserer Freude nicht ausschlug. Peter Horst Neumann