Aljechin, der Schachspieler
Seine Züge hatten etwas, was über die vierundsechzig Felder hinausging.
Sie waren nicht mehr faßbar.
Wer ihnen vernünftig zu begegnen versuchte, unterlag.
Keine Figur überschreitet das Brett.
Aber je strenger die Begrenzung,
desto mehr Unendlichkeit stiehlt sich ein.
Huhu
Wo die Beleuchtung beginnt,
bleibe ich unsichtbar.
Aus Briefen kannst du mich nicht lesen
und in Gedichten verstecke ich mich.
Den letzten Schlag gab ich euch allen.
Mich triffst du nicht mehr, solang ich auch rufe.
Bevor Störtebeker stolpert
Kniend, geschoren. Eine Reihe zu neunt, an eine Deichsel gebunden. Des Hauptmanns Kopf in einem Weidenkorb. Sein Rumpf steht noch aufrecht, setzt die Füße. Wen er erreicht, der kommt frei. Ich bin der neunte, ein schlechter Platz. Aber noch läuft er.
Gedichte aus: Gesammelte Werke (Auflage von 1991), Band 1
Günter Eich, geboren 1907 in Lebus an der Oder, schrieb Gedichte, Prosa und Hörspiele. Er zählt zu den wichtigsten Autoren der Nachkriegsliteratur und begründete die Gruppe 47 mit. 1951 erhielt er den Literaturpreis der Akademie, 1959 den Georg-Büchner-Preis. Günter Eich starb 1972 in Salzburg.