Dem Dichter Reiner Kunze ist mit einer exemplarisch deutschen Biographie – man lese seine Stasi-Akten-Publikation Deckname: Lyrik und Die wunderbaren Jahre – eine besondere Autorität erwachsen. Der poetische Rang seiner Gedichte ist eins mit ihrer humanen Wahrhaftigkeit. Wenn Lyrik an sich bereits ein Exerzitium der Verantwortlichkeit für die Sprache sein sollte, so hat sich Reiner Kunze auch über seine Dichtung hinaus als einer ihrer besonnen-streibarsten Hüter erwiesen. Peter Horst Neumann
Reiner Kunze, geboren 1933 in Oelsnitz im Erzgebirge, sein Vater war Bergarbeiter, die Mutter Heimarbeiterin. 1951-55 Studium der Philosophie und Journalistik in Leipzig, bis 1959 wissenschaftlicher Assistent. Nach schweren politischen Angriffen verließ er, kurz vor der Promotion, die Universität. Arbeit als Hilfsschlosser im Schwermaschinenbau. Längere Aufenthalte in der Tschechoslowakei, befasste sich intensiv mit tschechischer Dichtung; Nachdichtungen und Übersetzungen aus dem Tschechischen. Seit 1962 freiberuflicher Schriftsteller. 1976 Ausschluß aus dem Schriftstellerverband der DDR. 1977 Übersiedlung in die Bundesrepublik Deutschland, 1988/89 Gastdozenturen für Poetik an den Universitäten München und Würzburg. Reiner Kunze lebt in Obernzell-Erlau bei Passau.