»Beim Studium der Malerei erstreben die einen Vielfältigkeit, die andern Einfachheit. Vielfältigkeit ist übel; Einfachheit ist ebenso übel. Die einen geben dem Leichten den Vorzug, die anderen dem Schwierigen. Schwieriges ist übel, Leichtes ist ebenso übel. Die einen halten es für vornehm, eine Methode zu haben, die andern, keine zu haben. Keine Methode zu haben ist übel. In der Methode stecken zu bleiben, ist noch übler. Man muß zuerst eine strenge Regel befolgen und dann alle Anwendungen mit ihrem Sinn zu durchdringen versuchen. Wer eine Methode ganz beherrscht, kann sie schließlich außer Acht lassen.
So ist es möglich, eine Methode zu haben; keine zu haben, ist ebenso möglich. Will man jedoch dahin gelangen, keine Methode zu haben, so muß man gewiß vorher eine besitzen; sucht man Leichtigkeit, so muß man zunächst die Schwierigkeiten überwinden. Sucht man Einfachheit und Nüchternheit des Pinsels, so muß man gewißlich mit dem Vielfältigen und der Pracht beginnen«. Aus dem Handbuch der Malerei aus dem Senfkorn-Garten, China, um 1700