Der Lyriker R. S. Thomas (1913-2000) zweifelte an allem, was ihm heilig war. Seine Gedichte wirken oft so schroff wie die walisische Landschaft, die er liebte. Sie kennen Transzendenz. Sie kennen keine Kompromisse.
Innerlich ein Mystiker, äußerlich ganz der alttestamentarische Prophet. Als Priester beherrschte er natürlich den Wortschatz, den Tonfall der Bibel, der klassischen Mythen und der Philosophie, aber er bedient sich auch der Atomphysik, der Relativitätstheorie und der Quantenmechanik.
Hinter Thomas' vermeintlicher Kühle ist nicht nur Verstand und Verständnis. Achtung strahlt durch seinen schonungslosen Blick.
Kevin Perryman stammt aus Großbritannien, er ist Lyriker, Übersetzer und Verleger (auch von R. S. Thomas). Seit 1983 gibt er die Lyrik- und Übersetzungszeitschrift BABEL heraus.
Der Wunsiedeler Pfarrerssohn Johann Paul Friedrich Richter, der sich Jean Paul nannte, ist in der deutschen Literatur ein Stern erster Ordnung geblieben. So eindrucksstark wie er in seinem Roman Flegeljahre hat kein anderer Autor fränkische Landschaft mit Worten abgebildert. Sein Ruhm und Erfolg überstrahlte im 19. Jahrhundert viele seiner Zeitgenossen. Nicht nur romantische Musiker wie Mendelssohn und Schumann haben ihn verehrt und geliebt. Von einer Leser-Elite bis heute hochgeschätzt, ist es dennoch immer wieder nötig und lohnend, für ihn zu werben – vorlesend und mit nachdenklicher Rede.
Peter Horst Neumann, Lyriker und Germanist, ist Direktor der Abteilung Literatur der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.