Im Jahre 1819 verteilte der Musikverleger Anton Diabelli einen von ihm selbst komponierten Walzer an fünfzig Komponisten. Jeder von ihnen wurde gebeten, eine Variation zu einem gemeinsamen Projekt beizusteuern. Beethoven verschmähte das Thema aufgrund seiner mechanischen Sequenzen zunächst als »Schusterfleck«. Später reagierte er aber auf Diabellis Einladung besonders überschwenglich, indem er dann sein umfangreichstes Klavierwerk komponierte, die 33 Veränderungen über einen Walzer von Diabelli.
Ludwig van Beethoven (1770-1827)
33 Veränderungen über einen Walzer von Anton Diabelli op. 120 (1819-1823)
William Kinderman ist Professor für Musikwissenschaft an der University of Illinois und zur Zeit DAAD Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Als einer der weltweit renommiertesten Beethoven-Forscher hat er u. a. auch ein Buch über die Diabelli-Variationen veröffentlicht (Oxford University Press, 1987). Seine vielgelobte CD-Aufnahme des Werkes bei Hyperion wurde vor kurzem als Doppel-CD bei Arietta neu aufgelegt. Wegen seiner Doppelbegabung als Pianist und Autor beschrieb ihn Alfred Brendel als »einen sehr seltenen Vogel«. In William Kindermans Interpretation erscheinen die Diabelli-Variationen als ein einzigartiges Kunstwerk, dessen ungeheurer Ausdrucksbereich sich von der ironischen Karikatur bis zur überragenden Transformation des banalen Walzers erstreckt.