Allenthalben wird beklagt, daß Schüler immer weniger lesen. Warum ist das so? Was – oder vielleicht auch wer? – hält sie vom Lesen ab? Und warum sollen sie überhaupt lesen? In den einschlägigen Publikationen wird gern betont, wie faszinierend das Bücherlesen sei. Das aber finden viele der heutigen Schüler offenbar nicht mehr. Was soll man ihnen dann sagen? Soll man Lichtenberg zitieren? »Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, nichtsdestoweniger trägt es zur Erhaltung meines Geistes bei.« Oder Helmut Schmidt? Er sagte bei der Verleihung des Weilheimer Literaturpreises an Siegfried Lenz: »Wer nicht liest, der schrumpft.« Positiv ausgedrückt: Wer liest, kommt weiter. Oder: Wer liest, lernt. Oder: Lesen bildet. Doch das ist kein Slogan für Schüler. Wie also kann man sie zum Lesen ermuntern? Und was sollen sie lesen?
Am Gymnasium im oberbayerischen Weilheim gibt es seit 1980 Autorenlesungen, die mit den Weilheimer Heften zur Literatur vorbereitet werden. Zu den bisher 95 Veranstaltungen kamen fast 50.000 Zuhörer, etwa zur Hälfte Jugendliche (und kauften mehr als 15.000 Bücher). Ziel dieses und ähnlicher Projekte und jeder Medienerziehung sollte Schopenhauers Mahnung sein: »Um das Gute zu lesen, ist eine Bedingung, daß man das Schlechte nicht lese: denn das Leben ist zu kurz, Zeit und Kräfte beschränkt.«
Da das Lesen eine Voraussetzung für das Schreiben ist, werden im Rahmen der Veranstaltung die Preisträgerinnen und Preisträger des Wettbewerbs Der beste Schulaufsatz bekanntgegeben, den die Bayerische Akademie der Schönen Künste erstmals in diesem Jahr für Gymnasien in München und Oberfranken ausgeschrieben hat. Friedrich Denk