Wilhelm Hausenstein, dem ersten Präsidenten der Bayerischen Akademie der Schönen Künste ist ein Abend gewidmet, der eine Hausenstein-Ehrung in doppelter Hinsicht ist. Hausenstein selber wird durch eine Lesung aus seinem literarischen «Œuvre und seinen Tagebüchern geehrt, und es wird wie alljährlich die Wilhelm Hausenstein-Ehrung für Verdienste um kulturelle Vermittlung verliehen. Sie erhält in diesem Jahr der Zagreber Germanist und Kulturwissenschaftler Viktor Žmegač, der im März 80 Jahre alt wurde. Seine Dankesrede wird ein Essay über Hausenstein sein.
Žmegač gehört zu den wichtigsten Vermittlern deutscher Literatur und Kultur in Osteuropa. Seine im vorletzten Jahr in kroatischer Sprache erschienene rund 1000seitige Deutsche Kulturgeschichte von Bach bis zum Bauhaus wurde zum »Buch des Jahres« gewählt, mit einer stattlichen Reihe von Preisen bedacht und gilt als eines der wichtigsten kulturwissenschaftlichen Bücher in Kroatien in den letzten Jahrzehnten. Soeben hat Žmegač eine europäische Musikgeschichte in Einzelporträts von ähnlichem Umfang abgeschlossen. Im deutschsprachigen Raum wurde Žmegač durch eine Reihe von Monographien und literaturwissenschaftlichen Sammelbänden berühmt, so durch sein Buch Der europäische Roman. Geschichte seiner Poetik (1990) und vor allem durch die von ihm herausgegebene Geschichte der deutschen Literatur vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart (1978-1984). Als Sohn eines kroatischen Arztes und einer österreichischen Mutter ist er »native speaker« in zwei Sprachen, und sowohl über die Literatur seiner Muttersprache als auch die seiner »Vatersprache« hat er wegweisende, stilistisch glänzende Bücher und Aufsätze geschrieben. Ein Universalgelehrter und Artist der Sprache – in zwei Sprachen. Dieter Borchmeyer