Der Film Moloch gewann1999 in Cannes die Goldene Palme für das beste Drehbuch. Alexandr Sokurov wollte darin, so erklärte er der Presse, den Personenkult und die Verherrlichung der Mächtigen demontieren. Sein Film rekonstruiert, gedreht am Originalschauplatz, einen Tag im Leben von Eva Braun und Adolf Hitler auf dem Obersalzberg. Die Dialoge beruhen auf den protokollierten Tischgesprächen Hitlers und seiner Gäste. Hitler wirkt bei der Verrichtung seiner privaten Angelegenheiten lächerlich. Die ernsthafte Inszenierung ist aber alles andere als eine Komödie und erinnert in ihrer Dramaturgie entfernt an ein Theaterstück von Tschechow.
Stefan Hunstein schreibt über die Rekonstruktion von Geschichte in Bildern: Der Blick auf Geschichte unterliegt dem Wandel der Zeiten. Neben den historischen Fakten und Zahlen ist die Geschichte ein Raum, dessen Realität sich aus den unterschiedlichen kollektiven und individuellen Erlebnissen konstituiert. Geschichtsschreibung ist immer der Versuch der Rekonstruktion mit den Mitteln des Berichts und der Erzählung. Im Laufe der Jahre ändern sich die Interessen und Wertvorstellungen und damit verschieben sich die Diskurse und Anschauungen. Neben der wissenschaftlich-historischen Forschung hat sich heute die Unterhaltungsindustrie des Nationalsozialismus angenommen und findet hier ihre Themen. Durch die immer geringer werdende Zahl von Zeitzeugen wird die Geschichte verfügbarer und die Bedenken im Umgang mit ihr geringer, so scheint es. Künstler wie Sokurov, Lubitsch, Kottulla etc. hatten Sorge, mit ihren Filmen ihrer großen Verantwortung gerecht zu werden.