Patrice Chéreau, der Theatermann, hat in 35 Jahren zehn Filme gedreht, darunter das mehrfach preisgekrönte Monumentalwerk La Reine Margot (Die Bartholomäusnacht, 1994), vor allem aber intime, radikale Charakterstudien wie L’Homme blessé (Der verführte Mann, 1983), Ceux qui m’aiment prendront le train (Wer mich liebt, nimmt den Zug, 1998) und Son frère (Sein Bruder, 2003).
Chéreaus neunter Film Gabrielle (2005) wirkt wie ein Gegenstück zu seinem wohl berüchtigtsten Intimacy (2001). Beide Filme erzählen von einem Mann und einer Frau, von Liebe und von Sex beziehungsweise von der Abwesenheit von Liebe oder Sex, und doch könnten sie, zumindest auf den ersten Blick, verschiedener nicht sein.
Gabrielle basiert auf der Kurzgeschichte Die Rückkehr von Joseph Conrad, verlegt den Handlungsort zwar von London nach Paris, bewahrt aber die Epoche der Vorlage (1912). Für die beiden Hauptrollen standen ihm zwei großartige Schauspieler zur Verfügung: Pascal Greggory, der zu Chéreaus bevorzugten Darstellern gehört, und die unvergleichliche Isabelle Huppert. Das Resultat ist Kino in seiner reinsten Form. Robert Fischer
Patrice Chéreaus jüngster Film Persécution mit Charlotte Gainsbourg und Romain Durys wird Ende Juni beim Münchner Filmfest seine deutsche Erstaufführung erleben.