Flussläufe, Meeresküsten, Erinnerungsorte und aufgewühlte See – seit seinen Anfängen ist Elger Essers Thema die Landschaft in ihrer kulturellen Wahrnehmungsgeschichte. Die klassische Landschaftsmalerei seit dem 17. Jahrhundert, ebenso wie die populäre Postkarte seit Beginn des 20. Jahrhunderts prägen unsere Vorstellung einer friedlichen oder erhabenen Natur. Elger Esser greift diese traditionellen Muster auf und übersetzt sie mit einer großformatigen Plattenkamera in zeitlose Fotografien von malerischer Qualität. Seine Meerlandschaften gehen ganz im Licht auf. Meer und Himmel sind in ihrer Farbigkeit angeglichen. Lediglich eine dünne Horizontlinie trennt die beiden Sphären. Die ausgeblaßte Farbigkeit entsteht bei der Entwicklung des Filmmaterials im Labor, nicht durch digitale Bearbeitung. Die Fotografien, die den Anschein vermitteln, sie wären nach vielen Jahren im Tageslicht ausgebleicht, geben keinerlei Hinweis auf ihre Entstehungszeit. Auch läßt sich der Ort kaum bestimmen. Ohne den Hinweis aus dem Titel könnten wir die Aufnahme vermutlich nicht lokalisieren. Esser reizt die Fotografie bis zum Letzten aus: Das Landschaftsbild wird entmaterialisiert. Durch eine zarte Kolorierung verleiht er seiner Fotografie eine melancholische Stimmung, die zusammen mit der ausgewogenen Komposition an die romantisch-kontemplativen Landschaftsbilder eines Caspar David Friedrich erinnern.