Ich bewundere an diesem Film seine Bilddramaturgie und seine fabelhaften schauspielerischen Leistungen – vor allem von Marianne Hoppe und Paul Dahlke –, aber auch die künstlerische und menschliche Integrität von Käutner, der es geschafft hat, diesen Film an der Zensur der scheußlichsten Diktatur vorbei in die Kinos zu bringen, ohne sich von ihrer Ideologie infizieren zu lassen. Christian Thielemann
Käutners Romanze in Moll aus dem Jahre 1943 gilt als der so gut wie einzige deutsche Spielfilm von künstlerischem Rang aus der NS-Epoche. Er erhielt 1944 den schwedischen Kritikerpreis und wurde nach dem Krieg weltweit in den Filmtheatern gezeigt. Vorlage ist vor allem Maupassants Erzählung Les bijoux. Ort der Handlung ist das Paris der Jahrhundertwende. Im Mittelpunkt steht die sensible Madeleine (Marianne Hoppe), die an der Kleinbürgerlichkeit ihres Mannes (Paul Dahlke) leidet und mit dem Komponisten Michael (Ferdinand Marian) – er hat für sie eine Romanze in Moll komponiert – ein Doppelleben führt. Schließlich wird sie das Opfer der Erpressung durch den Vorgesetzten ihres Mannes und vergiftet sich. In seiner melancholisch-pessimistischen Grundierung und symbolistischen Bildführung orientiert sich der Film am poetischen Realismus des französischen Vorkriegsfilms. Dieter Borchmeyer