Joachim Herz, geb. 1924 in Dresden, war einer der prägenden Musiktheaterregisseure der DDR, inszenierte aber auch häufig in London, Wien, Buenos Aires und an einer Reihe von westdeutschen Bühnen. Studiert hatte er Dirigieren, Opernregie und Musikwissenschaft in Leipzig, Berlin und bei Heinz Arnold an der Hochschule seiner Heimatstadt – deren Untergang im Feuersturm am 13. Februar 1945 er miterlebt hatte. Walter Felsenstein holte ihn Anfang der fünfziger Jahre an die Komische Oper Berlin, wo er neben Dresden hauptsächlich Regie führte. 1959–1976 war er Operndirektor in Leipzig, dessen neues Opernhaus er 1960 mit den Meistersingern von Nürnberg eröffnete. Seither ist er einer der führenden Wagner-Regisseure des späten 20. Jahrhunderts. Legendär ist seine Zusammenarbeit mit dem Bühnenbildner Rudolf Heinrich, mit dem er 1973–76 den Ring des Nibelungen in Leipzig inszenierte. Diese Inszenierung gilt als entscheidende Wegmarke der modernen Wagner-Regie.
1976 wurde er Nachfolger von Felsenstein an der Komischen Oper Berlin, 1981 Chefregisseur der Dresdener Staatsoper, wo er 1985 – am 13. Februar – zur Wiedereröffnung der Semper-Oper den Freischütz und (am nächsten Tag) den Rosenkavalier inszenierte. Auch als Hochschullehrer in Leipzig, Dresden und an Universitäten im In- und Ausland, so in München, sowie als brillanter Musikessayist ist Herz bis heute aktiv. Dieter Borchmeyer